Zu Pfingsten beginnt in unserem schönen Bundesland das Tourismusgeschäft zu brummen. Da will man den Gästen etwas bieten, dachten sich die Werbefachleute der Tourismusbranche vor 25 Jahren. So erfanden sie „Kunst offen“. Die Pfingst-Aktion wurde an der Ostsee geboren. Sie verbreitete sich über das ganze Land. Gelb wie der Raps. Sogar noch gelber. Kennzeichen der Aktion sind nämlich knallgelbe Schirme. Geeignet bei Regen und Sonne.

Foto © Michaela Christen
Die Idee von „Kunst offen“ ist, dass Künstler ihre Ateliers für Besucher öffnen, ihnen ihre Arbeiten zeigen, die Gäste mit Kaffee und Kuchen bewirten, vielleicht das eine oder andere Kunstwerk verkaufen (was nur ganz selten der Fall ist), während Hotels und Gaststätten die Touristen kostenpflichtig unterbringen und beköstigen.
Viele Berufskünstler in MV machen bei „Kunst offen“ inzwischen nicht mehr mit. Weil es ihnen leider kaum etwas einbringt. Trotzdem ist die Aktion ein Selbstläufer. Denn nirgendwo gibt es so viele Künstlerinnen und Künstler wie in Mecklenburg-Vorpommern. Auch weil die Landschaft schön und die Lebenshaltung vergleichsweise günstig ist. Noch immer kann man auf den Dörfern manches alte Gehöft günstig erwerben.
Also lebt „Kunst offen“ weiter und der Tourismusverband kann inzwischen sogar einen „Unkostenbeitrag“ von den Künstlern kassieren, wenn sie mit einem Eintrag ins Aktionsheft wollen. Super, wenn ausgerechnet diejenigen, die am wenigsten daran verdienen, einem noch die Werbung mitfinanzieren.
Wir sind aber trotzdem eifrige „Kunst offen“-Besucher. Denn im benachbarten Dreilützow stellt schon seit Jahren unser Freund Pierre Bosolum http://www.bosolum.de aus Leipzig mit Freunden und wechselnden Gästen aus. Auch in unserer jährlichen Sommergalerie in der Kirche Gammelin war er schon mit einer Ausstellung vertreten und hat eines seiner unnachahmlichen Konzerte auf selbstgebauten Phantasie-Instrumenten gegeben.

Collage © Michaela Christen
In diesem Jahr gab’s in Dreilützow eine Premiere. Pierre, der sonst auch in einer Fantasie-Sprache singt, die sich entfernt nach Englisch anhört, sang erstmals Deutsch. Denn er hat jetzt auch ein paar Kinderlieder geschrieben. Eines heißt „Waschen, Zähneputzen, ab ins Bett“. Und es wäre ja ganz schön blöd, wenn seine Kinder ihn nicht verstehen könnten, wenn er sie abends ins Bett singen möchte.
Auch mein Mann, der Gammeliner Maler Günter Müller http://www.kunstgriff-mueller.de, war als Gast mit seinen Teich- und Baumbildern in Dreilützow vertreten. Sie waren im letzten Sommer schon in unserer Dorfkirche in seiner Ausstellung „Heimatspiel“ zu sehen. Verkauft haben wir natürlich nichts. Aber gekauft haben wir was. Eine wunderbare Plastik vom Bildhauer Norman Lodahl aus Halberstadt, der auch in Dreilützow ausstellte.

Foto © Michaela Christen
„Kunst offen“ lohnt sich also doch. Na dann: Bis zum nächsten Jahr! Einfach mal vorbeischauen. Überall, wo die gelben Schirme hängen.
Bis bald – Ihre Michaela Christen